Axel Pätz ist der nächste in der Sommerreihe Kultur im Museum. Am Donnerstag, 16. August, 20 Uhr, präsentiert er sein Soloprogramm „Die ganze Wahrheit“ in der Jägersburger Gustavsburg.
Klare Worte und viel Musik heißt die Maxime dieses begnadeten „Tastenkabarettisten“.Infos: Kulturamt, Tel. (0 68 41) 10 11 68
„Die Ganze Wahrheit“
Regie: Martin Blau
Liedertexte und Lieder: Axel
Pätz
Texte: Axel Pätz und Ralf
Schulze
Ein
durch langjährige Ehe und Kindererziehung gestählter Familienvater schildert
mit klaren Worten und viel Musik seine in den dunklen Schluchten des brutalen
Alltags erworbenen Erkenntnisse auf allen Gebieten des täglichen Lebens.
Vom
Alles prägenden Geburtstrauma bis zu den in Endlosschleifen kreisenden
Oma-Dialogen in der Seniorenresidenz hat Axel Pätz, den Angriffen
melamingetränkter chinesischer Goldmedaillengewinner trotzend und durch
Geiselnahme und Polizeikessel gehärtet, nicht nur gelernt, wie man die Familie
heldenhaft den Klauen eines Schwedischen Möbelriesen entreißt, sondern auch
seinen Blick geschärft für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens.
Das
lässt ihn zu einem fachkundigen Lebensberater werden, der mit Worten und
Liedern bereitwillig Auskunft gibt, und sich dabei virtuos auf Piano, Akkordeon
und Concertina begleitet.
Pätz
hilft mit praktischen Beispielen, wenn jemandem für die verwirrende Vielfalt
moderner Umarmungstechniken der nötige kulturelle Hintergrund fehlt, Er führt fachkundig
durch den Irrgarten verpönter Worte wie „Altersheim“ oder „Krüppelkiefer“, und
weder die einem Krabbenbrötchen bei Fly Emirates innewohnende Ressourcenverschwendung
noch die Tatsache, dass in weiten Teilen der Bevölkerung immer noch
erschreckend viel Unwissen über die fachgerechte Lagerung von Leichenteilen
herrscht, können Pätz wirklich aus der Ruhe bringen.
Denn
selbst wenn eine durch Google–Earth und Babyphon völlig verkümmerte
innerfamiliäre Kommunikation oder eine obsessive Neigung zu Bayern München
manchmal die Überlegung nähren, ob man den Greueln der Welt nicht mit einer
gezielten Mordserie kurzerhand abhelfen sollte: Verfolgt man die Entwicklung
der modernen Gesellschaft von Hiroshima bis Dschungelcamp, dann gelangt man
nach Pätz’ Meinung unweigerlich zu der Erkenntnis: Die wahre Bedrohung unserer
Zivilisation heißt nicht Bin Laden sondern Bio–Laden.
So
ist am Ende des Abends jedem klar: Das Leben ist zwar grausam, kriminell und
voller Gefahren, doch wenn man, wie Axel Pätz „Ja!“ sagt zu Mugabe, Dinkellolly
und Westerwelle, dann wird eines Tages vielleicht auch der verzweifelte
Aufschrei einer gequälten Kreatur erhört. Ein Aufschrei, um der Welt zu sagen:
„Ich will ein Kind von Birgit Prinz!“
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